Petition für humanitäre Hilfe in Syrien: Initiative „Eine Schule für Kobanê“ übergibt 12.000 Unterschriften an Außenminister Frank-Walter Steinmeier

 

 

 

Berlin: Die private Initiative „Eine Schule für Kobanê“, die mit dem Förderverein der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ kooperiert und sich für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau in der syrischen Stadt Kobanê einsetzt, hat 12.000 Unterschriften gesammelt. In ihrem offenen Brief forderten die Unterzeichner Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier auf, sich bei der türkischen Regierung für die uneingeschränkte und dauerhafte Öffnung des Grenzüberganges nach Kobanê einzusetzen, um eine weitere humanitäre Tragödie abzuwenden. Die Unterschriften wurden am vergangenen Freitag im Außenministerium überreicht. „Die Regierung der Türkei kann die uneingeschränkte Öffnung des Grenzüberganges anordnen. Um die Verantwortlichen in Ankara zu diesem Schritt zu bewegen, bedarf es des Engagements der Bundesregierung, insbesondere des diplomatischen Geschicks des Außenministers“, hieß es im offenen Brief.

 

 

 

Um humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau von Kobanê zu ermöglichen, ist eine dauerhafte Öffnung des Grenzüberganges zur Türkei für die mehr als 100.000 in die Stadt zurückgekehrten Menschen unverzichtbar. Doch bislang werden Hilfsinitiativen wie „Eine Schule für  Kobanê“ von offizieller türkischer Seite her blockiert. Der Pädagoge Matthias Hofmann aus Berlin, der den offenen Brief auf der Campact-Plattform „WeAct“ gestartet hat, berichtet von der Übergabe der Unterschriften im Außenministerium: „Wir sehen uns auch stellvertretend für viele ähnliche Initiativen, die vor Ort humanitäre Hilfe leisten möchten, aber die Erfahrung von Blockaden und regelrechten Schikanen auf ihrem Weg durch die Türkei gemacht haben. Unser Ziel ist es, Schulmaterialien wie leere Hefte und Stifte, die vor Ort nicht käuflich sind, auf legalem Weg in die zerstörte Stadt zu bringen. Unser Ziel ist es, dass 100 Prozent unserer Spenden in Höhe von mittlerweile 20.000€ in Form von Hilfsgütern vor Ort ankommen. Das deutsche Außenministerium hat uns signalisiert, dass es bereits Anstrengungen unternimmt, um Hilfsinitiativen wie unsere zu unterstützen und unser Anliegen unterstützt. Konkrete Hilfe konnte man uns aber nicht bieten. Bis es offizielle Möglichkeiten für humanitäre Hilfe vor Ort gibt, sind wir gezwungen andere kreative Wege suchen, auch um unseren Spenderauftrag zu erfüllen. Das ist ein Balanceakt, denn wir sind eine ideologisch unabhängige Privatinitiative und möchten weder mit Schleppern kooperieren, noch uns in politische Abhängigkeiten begeben“, sagte Hofmann.

 

 

 

Die nordsyrische Stadt Kobanê wurde während der Kämpfe mit den Milizen des sogenannten 'Islamischen Staats' in weiten Teilen zerstört. Kobanê und das Umland sind in drei Himmelsrichtungen von Truppen des „IS“ umgeben. Im Norden der Stadt liegt in unmittelbarer Nähe der Grenzübergang zur Türkei. Doch die geschlossene Grenze verhindert den Wiederaufbau der Stadt, die mit ihrer demokratischen Selbstverwaltung für eine Alternative mitten im Kriegsgebiet steht. Gemeinsam mit zwei weiteren Kantonen nennt sich das Gebiet Rojava, hier schützt ein Gesellschaftsvertrag die grundlegenden Rechte aller Menschen.

 

 

 

Die Versorgung der Bevölkerung in Kobanê mit Nahrung, Medikamenten und Gütern des täglichen Bedarfs wie auch die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau von Schulen und Krankenhäusern können derzeit nicht ausreichend erfolgen. Es fehlt vor allem an Wasser und Lebensmitteln. „Eine Schule für Kobanê“ setzt sich daher für eine dauerhafte Öffnung des Grenzüberganges ein, damit Hilfsgüter, Baumaschinen und -materialien sowie Hilfskräfte vor Ort zum Einsatz kommen können. „Die Menschen in Kobanê leiden Not, obwohl die dringend benötigten Hilfsgüter nur wenige Kilometer entfernt vor der Grenze stehen“, sagte Hofmann, der auch in Kontakt mit dem Vize-Außenminister von Kobanê/Rojava, Idris Nassan, steht. „Idris Nassan hat uns unhaltbare Zustände vor Ort beschrieben: Es gibt kein fließendes Wasser und kaum Strom, nicht einmal Medikamente dürfen den türkischen Grenzposten passieren. Wenn gelegentlich doch einmal etwas Hilfe ankommt, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Als Initiative 'Eine Schule für Kobanê' möchten wir vor allem den Kindern in der Stadt helfen und den Aufbau einer demokratischen Bildung und damit eine gewaltfreie Perspektive für die Region unterstützen. Damit es möglich wird, Fluchtursachen zu lindern, muss die Grenze jetzt dringend geöffnet werden“, forderte Hofmann.

 

 

 

Weitere Informationen: www.schule-kobane.de

 

 

 

Pressekontakt: schule-kobane-presse@gmx.de